Der verrückte Plan, Seeschwalben um die Welt zu folgen, ist faszinierend. Und, die auf sympathische Art verrückte Franny aus „Zugvögel“, erinnert deutlich an Smilla Jaspersen aus „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“. Beides Bücher mit viel Eis, Wasser und lebensgefährlichen Aktionen einer ungewöhnlichen Hauptperson.

Irgendwieeinstückweit geht es in „Zugvögel“ auch um Vögel. Die Seeschwalben aus dem ersten Kapitel sind allerdings nur der Aufhänger für die Geschichte über Franny. Wer Franny ist und ob sie verträumt oder zielstrebig oder ganz und gar verrückt ist, bleibt für den Leser lange unklar. Ich bin nicht sicher, ab wann die Autorin wusste, wer Franny ist oder ob die Autorin sich ebenso vom Wind treiben ließ wie die titelgebenden Vögel. Am Ende des Buches sind dann Leser und Autorin gleichermaßen überrascht, wohin es Franny verschlagen hat und wie wenige der zahlreichen Rätsel gelöst wurden.
Im Gegensatz dazu ist „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ eine sehr stringente Geschichte und die verschiedenen Seiten der Smilla Jaspersen sind eher eine Bereicherung der Handlung. Nach und nach wird klarer, weshalb sie so ist, wie sie ist. Der im Eis eingeschlossene Meteorit, der auch nach Jahrzehnten noch Wärme ausstrahlt, als Lösung der verschiedenen Handlungsstränge, ist im Vergleich zu Franny Reise mit den Seeschwalben eine sehr realistische Geschichte.

Beide Bücher spielen in der Natur, und „die Natur“ ist sogar eine zentrale Figur der Handlung, da sie immer wieder in die Pläne der anderen Figuren eingreift, sie vereitelt oder unterstützt. Doch es bleiben die Geschichten über ungewöhnliche Frauen. Allein die dauerhafte Präsenz der Natur, macht ein Buch nicht zum Nature Writing.